Inhaltsverzeichnis
- Symptome bei Dysmorphophobie: von exzessiver Körperpflege bis zum sozialen Rückzug
- Dysmorphophobie bei Männern: Wenn der Körper nicht muskulös genug erscheint
- Dysmorphophobie ist heilbar: Welche Therapie bringt Erfolg?
- Ursachen der Dysmorphophobie: Sind die Eltern Schuld?
In der Welt von Instagram und Co. sind wir umgeben von ständiger Schönheit. Wir scrollen durch endlose Feeds, folgen Influencer*innen und erleben ihren Alltag hautnah. Doch diese perfekt inszenierten Bilderwelten haben ihren Preis: Sie prägen unrealistische Schönheitsideale.
Oft vergessen wir, dass diese Bilder bearbeitet sind, was unsere Wahrnehmung von Schönheit verzerrt und das Risiko für psychische Störungen, wie die körperdysmorphophobe Störung, erhöht – ein Problem, das laut Deutschem Ärzteblatt zunehmend mehr Menschen betrifft.
Das Wort „dysmorph“ ist griechisch und bedeutet „fehlgestaltet“. Dysmorphophobie ist also die Angst davor, fehlgestaltet zu sein.
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Stars outen sich als Betroffene
Erst kürzlich offenbarte Kultsänger Robbie Williams, dass er unter einer körperdysmorphen Störung und Selbsthass leide, wie auch die „Zeit“ berichtete. „Ich könnte ein Buch über Selbsthass schreiben, wenn es um mein Körperbild geht“, so Williams. Auch Schauspielerin Megan Fox sprach offen über ihre Erkrankung. Doch was genau steckt hinter der gestörten Selbstwahrnehmung?
Symptome bei Dysmorphophobie: von exzessiver Körperpflege bis zum sozialen Rückzug
Menschen, die an der körperdysmorphophoben Störung leiden, verbringen viel Zeit damit, über ihr Aussehen nachzudenken. Sie betreiben übermäßig viel Sport oder Körperpflege, oft zwanghaft. Wenn sie die vermeintlichen Makel dadurch nicht vertuschen können, lassen Betroffene Schönheitsoperationen durchführen.
„Die übermäßige Beschäftigung mit einem Makel des eigenen Aussehens, der in der Regel kaum oder überhaupt nicht vorhanden ist, gilt als Hauptkriterium. Eventuell gering vorhandene Makel werden stark überbewertet.
Für Außenstehende ist die Sorge nicht nachzuvollziehen, der Erkrankte ist jedoch überzeugt von der Entstellung“, wie Mirijam Karoline Handrack in ihrer Doktorarbeit über die körperdysmorphe Störung schreibt.
Zudem neigen Menschen mit dieser Störung dazu, sich mit anderen zu vergleichen und ihr Äußeres immer wieder in einem Spiegel zu überprüfen. Andere hingegen ertragen ihren eigenen Anblick nicht und vermeiden den Blick in den Spiegel. In schweren Fällen ziehen sie sich aus Scham aus ihrem sozialen Umfeld zurück.
Menschen, die an Dysmorphophobie leiden, sind meist unsicher und schüchtern. Außenstehende nehmen sie aber häufig als eingebildet oder arrogant wahr.
-> Lesetipp: Mehr zum Krankheitsbild Dysmorphophobie, Ursachen, Diagnose und Therapie findet ihr auch auf onmeda.
Dysmorphophobie bei Männern: Wenn der Körper nicht muskulös genug erscheint
Die Muskeldysmorphophobie ist eine besondere Variante der Störung, bei der die Betroffenen ihren Körper als zu klein oder schmächtig empfinden. Sie wird auch Adonis-Komplex, inverse Anorexie (umgekehrte Magersucht) oder Muskelsucht genannt.
Die Krankheit betrifft überwiegend Männer. Sie beginnen exzessiv zu trainieren, selbst wenn ihr Körper bereits sehr sportlich aussieht. Proteinreiche Nahrung spielt eine große Rolle, einige nehmen sogar Anabolika ein, um ihren „Makel“ möglichst schnell zu beheben.
Da Schönheitsideale für Männer eine immer größere Rolle spielen, wird die Anzahl der Betroffenen vermutlich über die oben angegebene Zahl hinaus steigen.
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Dysmorphophobie ist heilbar: Welche Therapie bringt Erfolg?
Während Betroffene sich Linderung meist von Besuchen bei Schönheitschirurgen, Dermatologen und Kosmetikstudios erhoffen, wäre der richtige Ansatz eine Psychotherapie. Das Ziel ist, ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen und den Körper so akzeptieren zu lernen, wie er ist. Das hilft, die verzerrten Wahrnehmungen abzulegen.
Neben der Gesprächstherapie sind auch praktische Übungen denkbar. Möglicherweise ist es sinnvoll, sich den angstauslösenden Situationen zu stellen: Etwa ungeschminkt aus dem Haus gehen oder einfach mal zwei Wochen nicht zum Sport gehen. So lernen Betroffene, dass ihre Befürchtung, abgelehnt zu werden, irrational ist.
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Ursachen der Dysmorphophobie: Sind die Eltern Schuld?
Dysmorphophobie kann verschiedene Ursachen haben. Sowohl eine überbehütete Kindheit mit konfliktscheuen Eltern als auch eine besonders autoritäre und abwertende Erziehung kann das Risiko für eine Körperwahrnehmungsstörung erhöhen. Denn diese Erziehungsstile gehen oft mit einem Mangel an emotionaler Zuneigung und Anerkennung einher.
Auch körperlicher oder seelischer Missbrauch in der Kindheit kann Dysmorphophobie auslösen.
Mit Social Media verbundene Schönheitsideale sind ebenfalls ein Risikofaktor. Für dadurch verursachte Körperwahrnehmungsstörungen haben die Autoren des oben genannten Fachartikels sogar einen eigenen Namen festgelegt: Snapchat-Dysmorphophobie. Denn beim Schönheitschirurgen bitten Betroffene häufig darum, so auszusehen, wie auf ihren Selfies mit Snapchat-Filtern.
Promis & Mental Health: Diese Stars leiden unter psychischen Problemen

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Demi Lovato
Demi Lovato leidet an einer bipolaren Störung. Die Krankheit zeigt sich durch entgegengesetzte Schwankungen der Stimmung und des Antriebs. Die Betroffenen schwanken zwischen Depression und Manie.
"Entweder rede ich nicht über meinen Klinikaufenthalt und hoffe, dass keiner davon erfährt. Oder ich spreche offen darüber und mache Menschen Mut, sich bei Problemen Hilfe zu suchen. Und das habe ich dann getan", sagt die Sängerin heute über ihre Krankheit.

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Britney Spears
Britney Spears entwickelte unter dem Druck des Promi-Daseins schon in jungen Jahren Angstzustände, die in einen Nervenzusammenbruch mündeten. 2007 rasierte sie sich im Beisein von Fotografen eine Glatze. 2008 wurde sie in eine psychiatrische Klinik eingewiesen und verlor das Sorgerecht für ihre beiden Söhne.

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Heather Locklear
Die Scheidung von ihrem Mann im Jahr 2006 war der Auslöser für Heather Locklears Depressionen und Panikattacken. 2008 ließ sich die Schauspielerin in eine Klinik einweisen, 2010 folgte ein Entzug. Sie soll inzwischen zwei Selbstmordversuche hinter sich haben.

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Adele
Adeles Depressionen sollen begonnen haben, als ihr Großvater starb. Die damals Zehnjährige begab sich rasch in Therapie. Auch mit Wochenbettdepressionen soll Adele bereits Erfahrungen gemacht haben. Sie sei einerseits völlig verliebt in ihre kleine Tochter gewesen sein, zum anderen sich aber der Aufgabe nicht gewachsen gefühlt haben.

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Angelina Jolie
Auch Schauspielerin Angelina Jolie litt an Depressionen. In einem Interview mit 'WSJ Magazine' erklärte sie 2015: "Ich bin an einem Ort aufgewachsen, an dem du, wenn du Ruhm und Geld hast, anständig aussiehst und in dieser Branche arbeitest, alles auf dieser Welt mögliche hast. Dann erreichst du diese Dinge und erkennst, dass du innerlich nicht leerer sein könntest." Inzwischen hat Angelina Jolie wieder mehr Balance gefunden und tritt beruflich kürzer.

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Wil Wheaton
Will Wheaten hat offenbar Frieden mit seiner Krankheit geschlossen. Der Gedanke, dass er mit Angststörung, Depressionen und Selbstmordgedanken nicht alleine ist, sondern es vielen Menschen ähnlich geht, soll ihm geholfen haben.

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John Green
John Green, Autor von Büchern wie 'Das Schicksal ist ein mieser Verräter', hat offen darüber gesprochen, dass er Medikamente gegen Depressionen, eine Angststörung und eine Zwangsstörung einnimmt. Sein Ziel: Dass die Behandlung chronischer Krankheiten nicht mehr stigmatisiert wird.

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Olivia Munn
Olivia Munns psychische Störung ist mit dem Knabbern von Nägeln vergleichbar. Die Schauspielerin reißt sich die Wimpern aus. Das tue nicht weh, nerve aber. Wann immer sie das Haus verlässt, müsse sie falsche Wimpern auflegen.

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Winona Ryder
Dass Winona Ryder mit ihrem Leben nicht mehr klar kam, äußerte sich so, dass die Schauspielerin in Designerläden Kleidung stahl. 2001 sorgte sie damit für Aufsehen und wurde zu drei Jahren Bewährung und 480 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Heute sei sie aber froh, dass es so gekommen war. Es habe wie wachgerüttelt. "Damals brauchte ich wirklich eine Auszeit. Rückblickend war es wahrscheinlich das Beste, was mir passieren konnte", erklärt sie im Gespräch mit dem 'Interview'-Magazin.