Platzt dir auch der Kragen, wenn du liest, dass Frauen immer noch deutlich weniger Geld für den gleichen Job bei gleicher Qualifikation bekommen als Männer? Konterst du, wenn dir ein Kollege mal wieder wohlwollend die Welt erklärt – Stichwort ‚Mansplaining‘? Ärgert dich das Prinzip „alter, weißer Mann“ und bist du der Meinung, dass wir unsere Gesellschaft umdenken müssen, damit alle Menschen gleichberechtigt Teil davon sein können?
Wenn ja, dann Daumen hoch. Denn Feminist*innen sollten nicht einfach alles stillschweigend hinnehmen, sondern für die Rechte aller eintreten. Lautstark und selbstbewusst.
Doch wie weit geht es mit dem feministischen Denken bei jedem von uns? Reicht es uns, dass wir zwar die richtige Einstellung haben, aber nichts aktiv dafür tun? Begnügen wir uns damit, wenn wir selbst in dieser Gesellschaft eine einigermaßen korrekte Stellung haben und vergessen, dass das nicht alle Menschen gleichermaßen betrifft? Und ist uns das egal, weil es eben oft unbequem ist?
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Was genau bedeutet Feminismus?
Eins vorweg: Feminist*innen geht es nicht darum, Männer schlecht zu machen oder gar zu hassen. Und es geht längst nicht mehr nur darum, dass wir Frauen gleichberechtigt sind. Es geht beim Feminismus um weit mehr. Es geht um Gerechtigkeit und Toleranz und den Kampf gegen Diskriminierung – und der setzt sich für alle sein. Nicht nur für Frauen oder weiblich gelesene Personen.
„Ein*e Feminist*in zeigt Solidarität und kämpft nicht nur für sich.“ Das hat die Soziologin Marianne Schmidbaur einmal gesagt. Deshalb solidarisieren sich Feminist*innen und setzen sich für die Belange von diskriminierter Gruppen in unsere Gesellschaft ein. Für eine gerechtere Zukunft, in der niemand aufgrund seiner sexuellen Orientierung, seiner Herkunft, seines sozialen Status, seines Glaubens, seiner körperlichen Behinderung benachteiligt wird.
Ging es in den Anfängen des Feminismus noch um die Gleichberechtigung von Mann und Frau vor dem Gesetz, also z.B. darum, dass auch Frauen wählen gehen dürfen, selbst entscheiden dürfen, ob sie arbeiten oder ein eigenes Konto eröffnen können (ja, das ist erschreckenderweise gar nicht so lange her!), so hat der Feminismus heute zwar schon viel erreicht, aber es gibt immer noch so viel zu tun. Sich auf dem auszuruhen, was Feminist*innen vor uns erkämpft haben, reicht eben nicht.
In diesem Konstrukt ist die Gleichberechtigung von Mann und Frau ein wichtiger Aspekt. Und auch wenn im Grundgesetz steht „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“, so ist es eben nicht überall der Fall, z. B. weil Männer immer noch besser bezahlt werden als Frauen (bei gleicher Qualifikation), weil es viel zu wenig Frauen in Führungspositionen gibt und weil man immer noch ganz selbstverständlich davon ausgeht, dass die Frau die Care-Arbeit leistet, also sich um die Kinder oder die kranken Eltern kümmert, während der Mann Karriere macht.
Aber Feminismus ist längst weit mehr als das. Es geht nicht nur um „privilegierte, heterosexuelle und cisgeschlechtliche weite Mittelschichtangehörige“, wie auch Sibel Schick in ihrem Buch „Weißen Feminismus canceln“ schreibt. Echte Gleichberechtigung setzt sich für alle Menschen ein.
Warum Feminismus eben kein alter Hut ist
Feminismus ist wichtig – gerade, wenn es um die heranwachsende Generation geht. Sei es, dass man seine Kinder in dem Wissen erzieht, dass jedes Kind unabhängig von seiner sexuellen Identität die gleichen Chancen haben sollten.
Dass junge Frauen ermutigt werden sollten, in MINT-Berufen Fuß zu fassen und junge Männer Balletttänzer, Hausmann und Kindergärtner werden können, wenn sie das möchten. Dass es mehr gibt als zwei Geschlechter gibt. Dass wir das Prinzip der Ehe und der Heteronormativität hinterfragen dürfen und sollten. Und dass es ok ist, dass wir eben alle unterschiedlich sind, aus den verschiedensten Gründen, und niemand deshalb ausgeschlossen werden darf.
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Die #meeToo-Bewegung hat in erschreckender Art und Weise gezeigt, welche Missstände noch immer in vielen gesellschaftlichen Bereichen herrschen, ohne dass jemand etwas dagegen tut. Dass Frauen sexueller Belästigung ausgesetzt sind und dass Frauen täglich Sexismus erleben.
Das alles zeigt, dass der Feminismus eben kein alter Zopf ist und wir doch längst alles erreicht haben. Jeden Tag werden Menschen diskriminiert, aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft oder ihrer Art zu leben, mitten unter uns – und das, mit Verlaub, geht uns alle an!
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Und man darf nicht vergessen, dass es den Frauen mehrheitlich in Deutschland gut gehen mag, aber wie sieht es in anderen Ländern aus? Weltweit gesehen, gibt es für Feminist*innen noch unfassbar viel zu tun. Und nur weil wir privilegiert sind, in diesem Land zu leben, sollten wir nicht vergessen, dass anderswo auf der Welt Frauen zwangsverheiratet, beschnitten, vergewaltigt, unterdrückt und ermordet werden. Für die Rechte dieser Frauen gilt es zu kämpfen.

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Simone de Beauvoir
Simone de Beauvoirs Werk "Das andere Geschlecht" ist zwar sehr akademisch und nicht leicht zu lesen, zählt aber zu den Standardwerken des Feminismus. "Man ist nicht als Frau geboren, man wird es", ist das berühmteste Zitat der Lebensgefährtin von Jean-Paul Sartre.
Ihre These ist: Geschlechteridentität ist nicht biologisch vorherbestimmt, sondern wird aufgrund der gesellschaftlichen Erwartungen erlernt.

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Teresa Bücker
Teresa Bücker ist Frauenrechtsaktivistin und Chefredakteurin des feministischen Online-Magazins "Edition F". Sie wird zudem regelmäßig zu Talkshows eingeladen und spricht sich dabei immer wieder mit klugen Argumenten für Gleichberechtigung aus, beispielsweise bei der Sendung "Anne Will" über Abtreibungen und den Paragraphen 219a.

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Malala Yousafzai
Malala Yousafzai ist die jüngste Trägerin des Nobelpreises. Die Schülerin aus Pakistan kämpft dafür, dass Mädchen Zugang zu Bildung haben. 2012 schossen Taliban ihr gezielt in den Kopf, doch sie überlebte.
Ein bekanntestes Zitat von Yousafzai ist: "I believe it's a woman's right to decide what she wants to wear and if a woman can go to the beach and wear nothing, then why can't she also wear everything?"

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Alice Schwarzer
Alice Schwarzer ist sicherlich die bekannteste deutsche Feministin. Sie ist Gründerin des feministischen Magazins Emma. Schwarzer sorgte immer wieder in Diskussionsrunden und mit Aktionen dafür, dass wichtige Frauenthemen auf den Tisch kommen.
Beispielsweise ist sie für die Aktion "Wir haben abgetrieben" verantwortlich. 1971 erzählten im Magazin 'Stern' 374 prominente und nicht prominente Frauen ihre Geschichte. Die Aktion löste eine wichtige Debatte um den Abtreibungsparagraphen 218 aus.

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Laurie Penny
Die Britin Laurie Penny wurde bekannt mit ihrem Buch "Fleischmarkt. Weibliche Körper im Kapitalismus". Darin geht es unter anderem um alltäglichen Sexismus, etwa in der Werbung. Es zeigt auf, welchen sexistischen Kontrollmechanismen Frauen unterliegen, ohne es zu merken und wie problematisch das für das eigene Selbstwertgefühl ist.

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Lena Dunham

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Clara Zetkin
Clara Zetkin war Journalistin und in der Kommunistischen Partei Deutschlands aktiv. In ihrer beeindruckenden Rede "Für die Befreiung der Frau!" sprach sie am 19. Juli 1889 darüber, dass auch innerhalb linker Parteien Gleichberechtigung nicht immer unterstützt werde und forderte die wirtschaftliche und gesellschaftliche Gleichstellung der Frau.
Zudem vertrat Zetkin die These, dass auch das Wahlrecht für Frauen nichts an Geschlechterungleichheiten generell ändern würde. "Das Stimmrecht ohne ökonomische Freiheit ist nicht mehr und nicht weniger als ein Wechsel, der keinen Kurs hat", so Zetkin. "Wenn die soziale Emanzipation von den politischen Rechten abhinge, würde in den Ländern mit allgemeinem Stimmrecht keine soziale Frage existieren."

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Chimamanda Ngozi Adichie
Wenn du diese Feministin nicht kennst, dann kennst du sicher zumindest ihre Stimme. In Beyocés Song "Flawless" spricht sie einen Teil ihres Ted Talks “We Should All Be Feminists”. In diesem und in ihrem gleichnamigen Buch fasst Chimamanda Ngozi Adichie die unzähligen Gründe für Gleichberechtigung zusammen.
Unter anderem kritisiert sie, dass Mädchen und junge Frauen lernen, sich klein zu machen und dass Heirat ein Ziel, eine Leistung sei.

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Amelia Earhart
Amelia Earhart wurde bekannt, als sie im Jahr 1928 als erste Frau in einem Flugzeug den Atlantik überquerte – allerdings nur als Passagierin. 1932 folgte ein weiterer Flug über den Atlantik, diesmal jedoch allein und als erste Frau am Steuer eines Flugzeugs. Sie wurde zum Medienstar und zur Nationalheldin. Bei ihren Aktionen ging es ihr darum, zu beweisen, dass auch Frauen zu technischen Höchstleistungen imstande sind.