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Eine Auszeichnung fürs Lesbisch-Sein: Ricarda Hofmann im Interview

Credit: Ricarda Hofmann

Ricarda Hofmann, die charismatische Königin der queeren Podcast-Welt, moderiert jetzt den Podcast „1.000 erste Dates“. Uns hat sie verraten, worum es beim Format geht, ob sie mittlerweile das Wort „Lesbe“ mag und wieso sie ihr eigenes Privatleben lieber unter Verschluss hält.

Ricarda Hofmann ist blond, queer, gesprächig und zieht sich im 30-Sekunden-Takt ein Wortspiel aus der Tasche. Im Grunde haben wir beiden viel gemeinsam.

Vor mittlerweile über drei Jahren fand die Comedy-Autorin den Weg in die Podcast-Welt und startete als Ein-Frau-Team ihren Podcast „Busenfreundin“. Mit Durchhaltevermögen, Engagement und jeder Menge Spaß am Job beförderte Ricarda ihren Podcast an die Spitze der Spotify-Charts. Heute ist „Busenfreundin“ einer der größten LGBTQ*-Podcasts in Deutschland.

Doch auf ihrem Erfolg ruht sich die Kölnerin nicht aus. Sie ist immer auf der Suche nach neuen, aufregenden Projekten, mit denen sie ihren übervollen Terminkalender erweitern kann. Und so übernahm Ricarda im September 2021 die Moderation des Podcasts „1.000 erste Dates“.

Weil wir so viel gemeinsam haben, habe ich Ricarda zum Interview getroffen, um sie zu ihrem Erfolgsgeheimnis und ihrem neuen Podcast-Projekt zu befragen. Sie hat mir außerdem verraten, welche Story von „1.000 erste Dates“ sie besonders geschockt hat, was einen guten Podcast-Gast ausmacht, und warum sie niemals über ihren Beziehungsstatus sprechen wird.

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Wie bist du in der Podcast-Welt gelandet?

Das war zu einem Zeitpunkt, als das Podcast-Medium noch gar nicht so bekannt war. Ich fand das aber wahnsinnig interessant, also habe ich mir ein paar Podcasts angehört und fand das super geil und modern. Dann habe ich nach queeren Podcasts gesucht und habe nur einen einzigen gefunden. Da dachte ich mir: „Das kann doch nicht alles sein.“ Es fehlte mir einfach etwas und so kam ich zu dem Schluss: Ich mache selbst einen.

Ich wusste zwar überhaupt nicht, wie man Podcasts macht, aber ich wollte es mal ausprobieren. Dann habe ich mich da richtig reingehangen und habe mir das alles selbst beigebracht. An meiner ersten Episode habe ich sieben Stunden lang geschnitten. Ich habe schnell gemerkt: Podcasts funktionieren nur, wenn du langen Atem hast. Die Reichweiten bauen sich langsam auf.

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So ist also dein Podcast „Busenfreundin“ entstanden. Du sagtest mal, du hättest ihn deshalb so genannt, weil du das Wort „Lesbe“ nicht magst. Ist das nach wie vor so?

Es hat sich tatsächlich ein bisschen gewandelt. Unter anderem durch Formate wie „Princess Charming“ hat sich das Wort „Lesbe“ ein wenig positiv aufgeladen. Heute finde ich es deutlich besser als noch vor drei Jahren. Ich finde es gar nicht mehr so unangenehm inzwischen. Wir müssen das Wort einfach positiv besetzen. Das beste Beispiel ist ja, dass eine lesbische Datingshow einen Fernsehpreis erhalten hat. Da hat man das Gefühl: „Cool, die werden ausgezeichnet fürs Lesbisch-Sein!“

Da hat man das Gefühl: „Cool, die werden ausgezeichnet fürs Lesbisch-Sein!“

Jetzt moderierst du seit September 2021 den Podcast „1.000 erste Dates“. Wie kam es dazu, dass du die Moderation von Anna Dushime übernommen hast?

Das war ein Casting. Anna hat nach der ersten Staffel aufgehört und so wurde ein*e Nachfolger*in gesucht. Beim Casting habe ich dann eine Probefolge aufgenommen und habe gemerkt, dass ich mega Spaß daran hatte. Ich war beeindruckt von der Professionalität des Teams und den netten Leuten dort. Und das hat man mir glaube ich angemerkt.

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Worum geht’s denn bei „1.000 erste Dates“?

Im Podcast treffe ich wöchentlich Menschen mit einer skurrilen, interessanten, traurigen oder lustigen Dating-Geschichte. Und habe dabei auch die Gelegenheit, kurz zu reflektieren und mir zu überlegen, wie ich mich vielleicht in der Situation verhalten hätte. Es ist also eine Mischung aus meiner Personality und den Dating-Geschichten anderer Menschen. Es geht darum, einfach mal in intime Momente einzutauchen

Gab es bisher eine Geschichte bei „1.000 erste Dates“, die dich besonders begeistert oder schockiert hat?

Ja, gab es. Da war eine Dame, die hatte eine Fernbeziehung und hat im Flugzeug auf dem Weg zu ihrem Date einen Mann getroffen. Dem kam sie dann im Flugzeug während des Flugs näher – sowohl Küssen als auch Petting. Im Flugzeug. Auf den Sitzen. Das war eine Geschichte, da war ich sprachlos. Das wäre bei mir nicht so gelaufen. Ich fand’s mutig und total cool von der Dame, dass sie es eben einfach gemacht hat, weil die Bock hatte.

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Hast du eine bestimmte Masche, wie du intime Details und Infos aus deinen Gäst*innen herauskitzelst?

Was ich in 170 Folgen „Busenfreundin“ gelernt habe: Du musst den Leuten schon ein bisschen von dir geben und dich öffnen. Damit sie sich für dich öffnen und du was zurückkriegst. Und du musst dabei sein, du musst mitfühlen. Im Kopf habe ich immer Bilder, während meine Gäst*innen erzählen, und zeichne die Geschichte so ein bisschen mit. Ich glaube, wenn sich jemand verstanden und gehört fühlt, dann ist er oder sie auch willens, mehr zu erzählen. Das ist so eine Mischung aus Empathie und der eigenen Verletzbarkeit.

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Was macht denn einen guten Podcast-Gast oder eine gute Podcast-Gästin aus?

Aus dem Nähkästchen zu plaudern. Ich bin immer ganz froh, wenn Leute sagen: „Ich bin jetzt mal ganz ehrlich…“ Wenn der Satz fällt, dann weiß ich, das wird eine gute Folge. Wenn die Leute also preisgeben, was sie vielleicht noch nicht so oft erzählt haben.

Mit deinem eigenen Privatleben gehst du dagegen sehr zurückhaltend um. Bist du durch deine Podcast-Erfahrungen ganz bewusst verschlossener?

Das ist tatsächlich eine leichte Kritik, die ich immer kriege. „Ricarda, wir wissen im Grund gar nichts über dich.“ Das kann ich nachvollziehen, aber am Ende des Tages brauche ich meine Mauer noch. Und ich weiß nicht, wann ich bereit bin, die fallen zu lassen. Insbesondere über das Thema Sex rede ich so gut wie gar nicht. Oder über meinen Beziehungsstatus. Das ist so eine Grenze, die ich mir mal selbst gesetzt habe.

Aber eine Sache habe ich vor kurzem zum ersten Mal angesprochen. Und zwar das Thema mentale Gesundheit und die Tatsache, dass ich selbst in Therapie bin. Aus dem Grund, dass ich meine Sexualität so lange verleugnen musste. Darüber zu sprechen ist mir super schwergefallen. Aber danach haben mir viele Menschen geschrieben und erklärt, wie mutig sie das fanden. Ich finde es total wichtig, darüber zu sprechen.

Hast du selbst Lust über ein Date zu berichten? Dann bewirb dich jetzt mit einer Email an hallo@1000erstedates.de oder einer DM auf Instagram an @1000erstedates.

„1.000 erste Dates“ gibt es jede Woche Donnerstag mit einer neuen Folge auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Spotify und Apple Podcasts zu hören.