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Betroffene berichten: Das sind typische Warnsignale toxischer Eltern

Mutter und Tochter sitzen auf dem Sofa im Wohnzimmer. Die Mutter schimpft mit ihrer Tochter, während die sich die Ohren zuhält.
Toxisch kann jede Beziehung sein, auch die zu den eigenen Eltern. Woran man das erkennen kann, erfahrt ihr hier. Credit: Adobe Stock

Es gibt Beziehungen, in denen sich beide Seiten nicht guttun oder auch nur eine Seite der anderen. Gerne spricht man dann von toxischen Beziehungen. Auch die zu den eigenen Eltern kann vergiftet sein. Nämlich dann, wenn die Eltern sich toxisch verhalten.

Als Kind stellt man die eigenen Eltern gerne auf einen Sockel. Man hinterfragt nicht, was sie sagen und machen. Man nimmt es als gegeben hin. Denn die Beziehung zu den eigenen Eltern ist für viele eine ganze besondere.

Woran erkennt man, ob die eigenen Eltern toxisch sind?

Als Kind stellt man die eigenen Eltern nicht in Frage. Was aber, wenn sie der Grund sind, dass das Kind sich schlecht und minderwertig fühlt?

Dabei kann sie positiv, aber auch negativ sein. Eben weil die eigenen Eltern Familie sind, verspricht man sich von Mutter und/ oder Vater einen besonderen Halt, auch eine besondere Verbindung. Halt und Verbindung können aber massiv gestört sein, wenn Eltern der Grund sind, dass ein Kind sich schlecht und minderwertig fühlt. Dann spricht man auch von toxischen Eltern, die Gift für die Kinderseele sind.

Dass die eigenen Eltern womöglich toxisch sind, begreift man oft erst im (jungen) Erwachsenenalter. Das zeigt auch eine Umfrage, kürzlich durchgeführt auf reddit.com. User*innen schreiben da, dass sie bemerkt haben, dass ihre Eltern Dinge getan oder gesagt haben, die nicht ’normal‘ sind, als sie in ihrem Umfeld andere Verhaltensweisen kennengelernt haben.

Wie sich toxische Eltern verhalten, was also Warnsignale sein können, und was Betroffene tun können, um sich aus einer solchen Beziehung zu lösen, wollen wir im Folgenden erklären.

Typische Verhaltensweisen toxischer Eltern

In der Regel geht es toxischen Eltern nicht darum, ihrem Kind willentlich zu schaden. Vielmehr sind toxische Eltern so sehr mit sich, ihren Wünschen und Bedürfnissen beschäftigt, dass das oder die Kinder erst danach folgen. In gewisser Weise sind viele toxische Eltern Narzist*innen. Das macht ihr Verhalten ihrem Kind gegenüber selbstverständlich nicht weniger schädlich.

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Nach Aussagen von Betroffenen ist typisch für toxische Eltern:
1. Sie nehmen Gefühle, Sorgen oder Ängste ihres Kindes nicht ernst. Da die eigenen Bedürfnisse toxischer Eltern für sie an erster Stelle stehen, werden die kindlichen Gefühle heruntergespielt oder als unwichtig abgetan.

2. Kinder toxischer Eltern haben wenig bis keine Privatsphäre. Für die Eltern existieren die persönlichen Grenzen des Kindes nicht, denn sie sind ihnen nicht wichtig.

3. Sie neigen dazu, ihren Kindern die Schuld für eigene Fehler, Ängste oder Wut zu geben. Und nicht nur das, sie kommunizieren das genau so an das Kind. Das wiederum verinnerlicht, für die Eltern und deren Wohlbefinden verantwortlich zu sein und übernimmt Aufgaben, die eigentlich in die Verantwortung der Eltern fallen. Oder es macht Dinge nur aus dem Antrieb heraus, weil es weiß, dass die Eltern das von ihm erwarten.

4. Toxische Eltern wollen ihr Kind oder ihre Kinder gerne kontrollieren. Sie wollen in der Hand haben, was das Kind macht oder wen es trifft. Deshalb verhalten sie sich oft manipulativ und wollen das Kind in eine gewisse Richtung lenken, oft zu ihrem eigenen Vorteil.

5. Kritik an ihrer Person ist etwas, mit dem toxische Eltern absolut nicht umgehen können. Diese weisen sie sofort von sich. Eine Entschuldigung wird ihnen nicht über die Lippen kommen. Mit ihren eigenen Kindern hingegen sind toxische Eltern oft sehr kritisch. Es scheint, als könne das Kind nichts richtig machen.

6. Sie neigen zu emotionalem oder auch körperlichem Missbrauch.

So können Betroffene toxisches Verhalten erkennen

Bei einer bereits sechs Jahre alten Umfrage auf Reddit zum Thema toxische Eltern, waren Betroffene aufgerufen, ihre ‚Anzeichen‘ dafür zu nennen, an denen sie erkannt haben, dass die eigenen Eltern toxisch sind. Dabei sticht eine Art Fragenkatalog eine*r User*in hervor, dessen oder deren Profil heute nicht mehr aktiv ist. Mit dabei sind Fragen wie:

  • Fühlst du dich sicher, ihnen in etwas nicht zuzustimmen?
  • Wartest du oft auf den ‚richtigen Zeitpunkt‘, wenn du sie etwas fragen willst?
  • Kannst du ihnen alles erzählen oder ziehst du es vor, ihnen so wenig wie möglich zu erzählen?
  • Wie gehen sie mit Informationen um, die du ihnen gegeben hast? Erzählen sie die weiter? Behalten sie die für sich? Urteilen sie deshalb über dich?
  • Nutzt du oft Notlügen oder lässt bewusst Informationen weg, um Diskussionen aus dem Weg zu gehen?
  • Kannst du sie konstruktiv kritisieren?

Essenz der Fragen ist, das wird schnell deutlich, dass Kinder toxischer Eltern immer erst über die Gefühle ihrer Eltern nachdenken, bevor sie an sich selbst denken. Sie nehmen sich zurück, um ihre Eltern zu schonen, sie verheimlichen ihnen Dinge, auch Kummer, um nicht kritisiert zu werden. Sie fühlen sich schlichtweg nicht wohl, nicht genug und können zu keinem Zeitpunkt sie selbst sein.

Hilfe für Kinder toxischer Eltern

Es ist das eine, toxisches Verhalten zu erkennen und etwas völlig anderes, sich aus einer solchen Beziehung zu lösen. Vor allem dann, wenn es dabei um die eigenen Eltern geht. Ignorieren sollte man dieses Verhalten auf keinen Fall und tolerieren muss man es auch nicht. Egal ob Betroffene noch mit ihren Eltern unter einem Dach wohnen oder bereits ausgezogen sind.

Sich Hilfe zu holen, ist immer ein wichtiger Schritt und sollte für Betroffene am Anfang stehen. Das kann erst einmal ein Freund oder eine Freundin sein, ein*e Lehrer*in oder ein Sorgentelefon. Wichtig ist, zu erkennen, dass die Probleme mit den Eltern nicht Schuld des oder der Betroffenen sind. Anschließend kann der Besuch eines Psychologen oder einer Psychologin helfen, sich emotional von den Eltern zu distanzieren, eigene Grenzen zu setzen, sich mit den eigenen Gefühlen zu beschäftigen und schließlich in der Lage zu sein, sich um sich selbst kümmern zu können.

Wichtige Telefonnummern:
Kinder- und Jugendtelefon der Nummer gegen Kummer: 116 111
Telefonseelsorge: 0800-111 011 1
Hilfetelefon Häusliche Gewalt: 08000116 016
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016
Hilfetelefon Sexueller Missbrauch: 0800 22 55 530

Noch etwas Wichtiges zum Schluss: Dieser Artikel dient lediglich der Information. Solltet ihr massive Probleme und Sorgen haben, scheut euch nicht, euch professionelle Hilfe zu holen. Niemand muss alle schwierigen Phasen im Leben alleine durchstehen können. In diesem Sinn: Alles Gute und passt auf euch auf!