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Geschichten statt Geschenke: Warum Erlebnisse für Kinder nachhaltiger sind als neue Sachen

Vater und Sohn albern herum und haben sich mit Naturmaterialien einen Bart gebastelt.
© Getty Images/ Thomas Barwick

Im Video: Geschenke statt Zeit – was das mit Kindern macht

Warum gemeinsame Zeit für Kinder wertvoller ist als jedes Spielzeug und wie du sie unvergesslich machst.

Es sind Herbstferien. Die Läden sind voll, in den Schaufenstern stapeln sich Spielzeugneuheiten und auf Social Media kann man Bastelideen und Shoppingtipps kaum noch entkommen. Doch während viele Eltern nach Beschäftigungsideen für ihre Kinder suchen, entscheiden sich andere bewusst gegen das nächste Geschenk. Sie schenken viel lieber Zeit und Geschichten. Ein gemeinsamer Ausflug, eine Nachtwanderung, ein Lagerfeuer im Garten.

Klingt unspektakulär? Ist es aber ganz und gar nicht. Denn Erlebnisse prägen Kinder weit nachhaltiger als jedes neue Spielzeug.

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Warum Erlebnisse wertvoller sind

Erinnerungen statt Reizüberflutung

Materielle Dinge verlieren früher oder später ihren Reiz. Der anfängliche Wow-Effekt verblasst einfach nach ein paar Tagen. Im Gegensatz dazu bleiben gemeinsame Erfahrungen im Gedächtnis.

Forschende berichten, dass Erinnerungen an Erlebnisse länger anhalten und mehr Glücksgefühle erzeugen als das Kaufen (oder geschenkt bekommen) von Dingen.

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Emotionale Bindung und Achtsamkeit

Wer Zeit mit Kindern verbringt, gibt ihnen das, worauf es laut Studien besonders ankommt: Liebe, Anerkennung und Unterstützung. Das gemeinsame Teilen von Erlebnissen schafft Nähe, Vertrauen und das Gefühl, gehört und gesehen zu werden. Viele Kinder schätzen laut einer glückspsychologischen Studie im Auftrag des ZDF Unternehmungen mit ihren Eltern oder Bezugspersonen als zentralen Glücksfaktor.

Lernen, Entwicklung, Selbstwirksamkeit

Neue Erfahrungen erweitern unseren Horizont, das gilt für Erwachsene und noch mehr für Kinder. Probieren sie Neues aus und meistern Herausforderungen, fördert das ihr Selbstbewusstsein und ihren Glauben in die eigenen Fähigkeiten.

Außerdem lernen sie Flexibilität, Empathie und Kreativität, wenn sie in der Ferienfreizeit, in Workshops oder eben bei gemeinsamen Ausflügen mit Mama und Papa mitreden dürfen und aktiv eingebunden werden.

Erlebnisse schaffen Identität

Ein Kind, das sich erinnert, wie es zusammen mit den Eltern und Geschwistern im Regen Pilze gesucht hat, erzählt diese Szene auch noch Jahre später, weil es Teil seiner Biografie ist. Ein Plastikauto oder ein Kuscheltier landen irgendwann hingegen nur in einer Kiste und verschwinden. Sie waren da, bedeuten aber später wenig.

Und das lässt sich neurobiologisch erklären. Erlebnisse wie ein Ausflug, Urlaub oder besonders schöner Nachmittag werden im limbischen System und Hippocampus abgespeichert, also dort, wo unser Langzeitgedächtnis entsteht. Je intensiver das Gefühl, desto tiefer die Erinnerung.

Ein Geschenk löst also kurz Freude aus und ein Erlebnis kann Jahrzehnte bleiben und wird zum Teil unserer Persönlichkeit.

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Warum weniger oft mehr ist

In den Herbstferien kann schnell Druck entstehen, das Programm zu füllen: Freizeitparks, Workshops, Ausflüge, Freunde treffen. Kinder brauchen allerdings kein ausgearbeitetes Ferienprogramm. Im Gegenteil: Ein Waldspaziergang kann genauso prägend sein wie ein Städtetrip übers Wochenende. Entscheidend ist, dass es Zeit und Raum gibt für Gespräche, das gemeinsame Entdecken und auch Ruhe.

Besonders profitieren Kinder übrigens von Erlebnissen, auf die sie aktiv einwirken können, die sie mitplanen, -gestalten und -entscheiden dürfen. Ein Lagerfeuer zum Beispiel, das sie selbst anzünden durften, wird ihnen immer im Gedächtnis bleiben.

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Wenn Kinder Materielles gewohnt sind

Natürlich reagieren nicht alle Kinder sofort begeistert, wenn sie statt eines Spielzeugs eine Einladung zu einem Ausflug bekommen. Das ist normal, denn Erwartungen entstehen aus Gewohnheit. Es lohnt sich aber, diese Begeisterung zu wecken. Denn wenn man heute als Erwachsener an seine schönsten Kindheitserinnerungen denkt, sind das viel öfter Erlebnisse als bestimmte Geschenke.

Schenken wir unseren Kindern also ihre schönsten Erinnerungen und machen wir in den nächsten Tagen etwas Neues mit ihnen.

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