Es gibt diese Momente, in denen dein Teenager etwas sagt, das dir für einen kurzen Moment den Boden unter den Füßen wegzieht. Ein Satz, der scharf wirkt, unnahbar oder einfach völlig übertrieben ist. Und während man selbst noch damit beschäftigt ist, zu sortieren und verstehen, was das Kind da gesagt hat, liegt es schon wieder entspannt auf dem Sofa, als wäre nichts gewesen.
Was sich für Eltern anfühlt wie ein Stich ins Herz, ist in Wahrheit oft ein Ausdruck von Überforderung, Unsicherheit oder einfach fehlenden Worten. Kinder nutzen gerne große Worte, weil sie große Gefühle haben. Manchmal kann das bedrohlich wirken. Gemeint ist oft etwas Harmloseres.
Und manchmal sagen sie Dinge, da sollte man unbedingt genauer hinhören.
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Was Teenager sagen vs. was Teenager fühlen
Das Gehirn von Jugendlichen in der Pubertät befindet sich in massivem Umbau, bei laufendem Betrieb. Während das limbische System, verantwortlich für Gefühle, sehr aktiv ist, reift der präfrontale Kortex, verantwortlich für komplexe Entscheidungen, Impulskontrolle und Planung, noch. Teenager fühlen also extrem viel, können das aber nicht genau benennen.
Hinzu kommt, dass Teenager sich abgrenzen wollen. Sie fordern viel Unabhängigkeit, fühlen sich aber oft noch unsicher. Und genau dann verstecken sie ihre Unsicherheit hinter ihrer Sprache. Dann sagen sie Dinge, die uns treffen, die gemein sind und abwertend.
7 Teenie-Sätze, die harmloser sind, als sie klingen
1. „Lass mich in Ruhe!“
Für Jugendliche ist Rückzug ein Mittel, um starke Gefühle zu sortieren. Dieser Satz, so abweisend er auf uns wirken mag, ist also eigentlich nur eine Bitte um Abstand und Zeit für sich. Er ist ein Zeichen dafür, dass ein Teenager gerade überfordert ist und sich nicht anders zu helfen weiß.
Statt beleidigt zu sein oder sich gar abgewertet zu fühlen, sollten wir Eltern unseren Kindern einfach den Raum geben, den sie gerade zu brauchen scheinen. Mit einem „Ich bin da, wenn du mich brauchst“, zeigt man, dass man emotional verfügbar bleibt, dem Kind aber Abstand zugesteht.
2. „Ist mir egal.“
So ein Teenagerkopf ist in der Regel randvoll und arbeitet 24/7 auf Hochtouren. Sich dann noch für etwas entscheiden zu müssen, ist für sie zum Teil unmöglich. So gleichgültig wie sie gerne tun, sind ihnen viele Dinge aber nicht. Am besten gibt man ihnen also ein bisschen Bedenkzeit und fragt etwas später noch mal nach.
3. „Alle anderen dürfen auch.“
Teenager wollen vor allem dazugehören. Deshalb ist es ihnen so wichtig, zu dürfen und zu haben, was andere dürfen und haben. Was aber nicht bedeutet, dass man als Eltern deshalb jedem Wunsch nachkommen muss.
Hier ist wichtig, dem Teenager zu erklären, warum es gewisse Grenzen gibt und diese auch nicht überschritten werden.
4. „Du verstehst mich nicht.“
Der Satz wirkt wie Kritik an uns Eltern, ist aber, wie so oft bei Teenagern, Ausdruck für ihre Überforderung. Sie verstehen sich ja selbst kaum und glauben, dann könne sie auch niemand anderes verstehen.
Anerkennung der Gefühle ist wohl das beste, was Eltern in dieser Situation machen können. Und sie können versuchen, gemeinsam mit dem Kind zu ergründen, was in ihm los ist. Natürlich nur, wenn es das möchte.
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5. „Kannst du bitte gehen?“
Teenager suchen nach ihrem Ich und möchten sich vor ihren Eltern beweisen. Sie möchten stark sein und unabhängig. Deshalb fällt es ihnen manchmal schwer, sich in Momenten zu zeigen, in denen sie verletzlichen sind.
Sie lehnen uns Eltern nicht ab, sondern müssen die Dinge erst einmal mit sich selbst ausmachen. „Ich bin da, wenn du mich brauchst“ ist alles, was man dann sagen muss.
6. „Du bist echt peinlich.“
Eigentlich kann man diesen Satz wirklich mit Humor nehmen. Er zeigt lediglich, wie wichtig Teenagern ihre Wirkung auf andere ist. Und wir Eltern werden dann manchmal eben zum Risiko, weil wir unsere Kinder besser kennen als jeder andere Mensch.
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7. „Ich hasse mein Leben.“
Der Satz klingt erst mal dramatisch, oft bezieht er sich aber auf einen bestimmten und kurzweiligen Moment oder eine Situation und ist kein Ausdruck einer grundlegenden Krise. So dramatisch sich die Gefühle für Teenager manchmal anfühlen, so dramatisch sind auch die Worte, die sie dafür wählen.
Acht geben sollte man, wenn sich Aussagen wie diese häufen.
3 Sätze, bei denen du hinschauen solltest
1. „Ich bin allen egal.“
Viele Jugendliche fühlen sich einsam. Äußert dein Kind das Gefühl, niemanden zu haben, steckt oft ein tiefes Empfinden dahinter. Acht darauf, ob den Kind:
- sich mehr zurückzieht,
- Interesse an vielem verliert,
- unter vermehrten Stimmungsschwankungen leidet,
- oft traurig oder besonders gereizt ist.
Biete ihm deine Nähe an und frage vorsichtig nach, was es bedrückt und ob du helfen kannst. Bleibt das Gefühl der Einsamkeit, sucht euch professionelle Hilfe.
2. „Ich will morgen nicht in die Schule.“
Jedes Kind hat mal keine Lust auf Schule. Aber wenn ein Kind regelmäßig sagt, dass es da nicht hingehen möchte, liegt dem vermutlich etwas anderes als Unlust zugrunde.
Frag in ruhigen Momenten einfach mal genauer nach, ob es Stress in einem Fach hat, ob bei und mit den Freund*innen alles okay ist oder ob ihm etwas Doofes passiert ist? Auch Mobbing kann ein Grund sein, dass ein Kind nicht mehr in die Schule möchte. Hör genau hin, was dein Kind dir erzählt und sucht euch Hilfe, wenn sich dein Verdacht bestätigt.
3. „Manchmal denke ich, es wäre besser, wenn ich nicht da wäre.“
Das ist kein typischer Teenagersatz. Er zeigt eine echte Not, auch dann, wenn er aus einem schnellen Impuls gesagt wurde. Hier sollten Eltern unbedingt aufmerksam bleiben.
Was du tun kannst:
- Bei deinem Kind bleiben.
- Ohne Druck oder Vorwürfe zuhören.
- Offen nachfragen.
- Die Aussage nicht relativieren.
- Dem Kind professionelle Hilfe anbieten und sich selbst an professionelle Hilfe wenden.
Dein Kind braucht dich jetzt ganz dringend. Sei präsent und hilf ihm, indem ihr Hilfe holt. Niemand muss das alleine bewältigen.
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