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Meistgehasstes Schulfach: Warum Mathe so viele Kinder blockiert

Junge, ca. 12 Jahre, schaut verzweifelt auf seine Hausaufgaben.
© Getty Images/ Tatsiana Volkava

Warum so viele Kinder Angst vor Mathe haben

Und wie einfach man das ändern kann.

Dein Kind kann Mathe einfach nicht? Das ist nicht ganz richtig. Lies, warum das Fach bei vielen Schüler*innen Stress und Abwehr auslöst und was dagegen hilft.

Die Angst vor Mathematik ist weit verbreitet. Nicht nur Schülerinnen und Schüler würden das Schulfach gern in die Verbannung schicken, auch viele Erwachsene machen dicht, wenn man ihnen eine Mathematikfrage stellt. Man schaue sich bloß mal Kandidat*innen in Quizsendungen an, wie sie reihenweise zusammenzucken und Grimassen ziehen, wenn sich eine Rechenfrage anbahnt.

Aber warum ist das so? All diese Menschen können doch nicht mathematisch ‚unbegabt‘ sein, wie man es gern ausdrückt – und dumm schon mal gar nicht, sonst würden sie wohl nicht in einer Quizsendung sitzen. Warum ist die Mathematik mit so viel Frust, Stress und auch Angst verbunden?

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Was schürt die Matheangst?

Frühe Misserfolge

In kaum einem Fach wird wohl so gnadenlos bewertet wie in der Mathematik, denn hier gibt es nur richtig oder falsch. Kreativität ist in der Mathematik auch eher fehl am Platz.

Und das ist gerade am Anfang der Schulkarriere eine große Umstellung für viele Kinder. Ganz besonders für jene, die vielleicht ein bisschen länger brauchen beim Rechnen. So leidet das Selbstvertrauen in Bezug auf die Mathematik schnell.

Verknüpft das Gehirn Mathe also oft mit negativen Gefühlen, entsteht schnell eine Art ‚Alarmreaktion‘, sobald Zahlen auftauchen oder erwähnt werden. Die Angst, Fehler zu machen, überwiegt, also antwortet man einfach gar nicht oder wird so panisch, dass einem das logische Denken abhandenkommt.

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Zu wenig Alltagsbezug

Irgendwann kommt der Moment in der Schule, da ist die Mathematik für viele Schüler*innen einfach eine Wissenschaft, ohne Verbindung zum realen Leben. Da werden Ableitung von Funktionen für Kurvendiskussion gemacht, ellenlange Rechnungen mit unzähligen Unbekannten gerechnet und Formeln eingesetzt, ausgetauscht oder ergänzt ohne, dass man wüsste, warum genau man das macht.

Und die fehlende Bedeutung dieser Rechnungen für die meisten Schüler und Schülerinnen schlägt sich in fehlender Motivation nieder. Etwas zu berechnen nur um der Rechnung willen ist für viele nicht sonderlich erstrebenswert.

Negative Vorbilder und Glaubenssätze

Ein Klassiker unter den Elternsätzen, wenn das Kind mit einer gerade mal befriedigenden oder ausreichenden Mathenote nach Hause kommt, ist wohl: „Mach dir nichts draus, ich war auch nie gut in Mathe.“

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Das mag zwar als Trost gemeint sein, denn es vermittelt dem Kind implizit, dass es zum nichts dafür kann, dass es ’schlecht‘ in Mathe ist. Allerdings auch, dass es das nicht ändern kann. Es entwickelt sich mehr oder weniger ein Selbstbild, in dem man eben einfach nicht ‚der Typ für Mathe ist‘. Und das wird irgendwann zur selbsterfüllenden Prophezeiung.

Altbackener Unterricht

Egal um welches Schulfach es geht, aber Motivation und Erfolg vieler Schülerinnen und Schüler hängen proportional mit der Begeisterungsfähigkeit der Lehrperson zusammen. Ein spannender, anschaulicher und auch spielerischer Unterricht holt Kinder ab und motiviert zum Mitmachen. Trockene und abstrakte Stunden hingegen langweilen und frustrieren Schüler*innen, besonders, wenn der Inhalt auch mal komplizierter ist.

Fehlende individuelle Förderung

In der Mathematik baut vieles aufeinander auf. Leider sind Lehrpläne aber thematisch oft so dicht, dass kaum Zeit für intensive Wiederholung bleibt. Und wer dann den Anschluss verliert, hat es schwerer und schwerer neue Unterrichtsinhalte zu verstehen. Und werden die Lücken größer, steigt oft auch die Angst.

Wie man Mathe-Angst verhindert

Klar liegt Mathe manchen mehr als anderen, aber ein klassisches Talent braucht man dennoch nicht, um gut im Fach zu sein. Wichtig ist, dass Kinder im Bezug auf die Mathematik (und das Leben) wissen:

  • dass Fehler machen erlaubt ist und man immer daraus lernen kann.
  • dass manche Dinge mehr Zeit brauchen als andere.
  • dass eine schlechte Mathenote nicht gleichbedeutend mit weniger Intelligenz ist.
  • dass dranbleiben, üben und das Erreichen kleiner Fortschritte sich am Ende auszahlen.

Tipps gegen die Matheangst

Um den Frust über das Fach Mathematik nicht zu einer echten Angst werden zu lassen, solltet ihr ganz offen darüber sprechen, wo es bei eurem Kind hakt und welche Situationen es ängstlich werden lassen, um dann gemeinsam dagegen zu arbeiten.

Schaut als nächstes, dass ihr schrittweise kleine Erfolge möglich macht. Versucht also nicht, ein unverstandenes Thema mithilfe eines ganzen Arbeitsblattes zu erarbeiten, sondern sucht euch einzelne Aufgaben und arbeitet euch von der leichtesten zur nächst schwereren und so weiter hoch. Und feiert jeden noch so kleinen Erfolg zwischendurch.

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So helft ihr eurem Kind, positive Lernerfahrungen zu sammeln. Das hilft ihm dabei, an sich selbst zu glauben und nimmt ganz viel von der Angst.

Irgendwann kommt ihr vielleicht an den Punkt, da sind Unterrichtsinhalte in der Mathematik so kompliziert, dass ihr als Eltern nicht mehr helfen könnt. Dann solltet ihr euch entweder die Lehrerin oder den Lehrer ins Boot holen oder eine Form der Nachhilfe in Erwägung ziehen. Das kann ein Nachhilfeinstitut sein, aber auch einfach ein Freund oder eine Freundin, der oder dem das Fach leichter fällt.

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