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Erziehung ohne Schreien: 5 Tricks für einen entspannten Familien-Alltag

Mutter und Tochter umarmen sich. Das Mädchen, ca. 10 Jahre, sieht traurig und enttäuscht aus.
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Erziehung ohne Schreien

So bleibt ihr auch in schwierigen Momenten ruhig.

Kommt ihr in der Erziehung auch manchmal an eure Grenzen? Wir verraten euch, wie ihr den Alltag entspannter angehen könnt.

Ich sag’s gleich: Ich bin keine Zen-Mutter. Auch, wenn ich nach außen so wirke. Ich wäre gerne eine. Die Art von Mutter, die sanft lächelnd erklärt, warum das Kind jetzt leider keinen dritten Joghurt bekommt, während sie nebenbei noch gesundes Abendessen zaubert. Aber nein. Ich bin eher die Mutter, die manchmal schreit und laut wird (obwohl ich das nie wollte). So richtig. Und die danach mit schlechtem Gewissen auf der Bettkante sitzt und denkt: Warum passiert mir das immer wieder?

Wenn du dich da ein bisschen wiederfindest – willkommen im Club. Wir alle haben diese Momente, in denen wir uns selbst kaum wiedererkennen. Und genau darum geht’s hier: Nicht um Perfektion, sondern darum, wie wir ein kleines bisschen freundlicher mit uns selbst umgehen können. Und dabei trotzdem lernen, ruhiger zu bleiben.

1. Der wahre Grund: Es ist selten die verschüttete Milch

Ich hab lange gedacht, mein Problem wäre mein Kind. Ehrlich. „Wenn es bloß besser hören würde“, hab ich innerlich immer gedacht. Aber irgendwann wurde mir klar: Es war nicht das umgekippte Glas, nicht das Meckern beim Anziehen, nicht das ständige Fordern nach Süßem. Es war der ganze Rest. Die Verpflichtungen im Job, die To-do-Listen, die nie enden, die ständige Müdigkeit, weil man einfach nicht mehr ausschlafen kann.

Wenn ich das erkenne, kann ich anders reagieren. Dann weiß ich: Das Problem ist nicht mein Kind, es ist mein leerer Akku. Und plötzlich tut’s schon ein bisschen weniger weh, dass ich mal laut wurde.

Kleiner Tipp: Schreib dir ruhig mal auf, wenn du merkst, du bist gerade öfters gereizt. Manchmal erkennt man schwarz auf weiß, was einem gerade über den Kopf wächst und welche Situationen dich triggern.

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2. Die Grundausstattung: Schlaf, Snacks und Selbstfürsorge

Ich weiß, „Selfcare“ klingt immer nach Schaumbad und Kerzenlicht. In meinem bzw. im normalen Mama-Alltag heißt das aber eher: in Ruhe Mittagessen und zwischendurch mal alleine auf die Toilette gehen.

Wie oft haben wir keine Sekunde für uns? Ich hab mal gemerkt, dass ich den ganzen Tag nicht auf die Toilette war, weil „immer irgendwas war“. Kein Wunder, dass ich dann irgendwann explodiere. Also ja, manchmal ist der beste Trick gegen das Brüllen einfach eine Tasse heißen Kaffee (ja richtig gelesen, heißer Kaffee. Den gibt es als Mama nämlich selten) und fünf Minuten Stille.

3. Durchatmen statt Losbrüllen

Ich weiß, es klingt wie ein Kalenderspruch, aber tiefes Atmen ist tatsächlich magisch. Ich hab’s anfangs für Quatsch gehalten. Bis ich irgendwann in der Küche stand, kurz vorm Nervenzusammenbruch, und einfach nur geatmet habe. Tief einatmen und langsam ausatmen. Einmal, dann nochmal und nochmal. Und irgendwann wurde aus dem inneren Vulkan ein laues Lagerfeuer.

Wenn das nicht reicht (und irgendwann wird es mal nicht reichen), hilft zusätzliche Bewegung. Ich gehe dann kurz raus, stampfe auf dem Boden oder strecke mich und mach komische Verrenkungen. Das macht aus mir keine Heilige, aber diese kleinen Übungen helfen mir, wieder bei mir zu sein und mich auf mich zu fokussieren. Und das macht einiges leichter.

4. Wenn’s zu viel wird: Runterschalten statt durchdrehen

Wir sind alle in diesem Leistungsdruck gefangen. Besonders Mütter machen sich selbst im Konkurrenzkampf mit anderen Müttern oder den perfekten Insta-Moms den meisten Druck: die perfekte Ernährung, die perfekte Freizeitgestaltung, die perfekte Fassade, die es gilt, aufrechtzuerhalten. Aber weißt du was? Kinder brauchen keine perfekten Super-Moms, Sie brauchen eine, die da ist – echt, ungeschminkt, manchmal müde, manchmal albern und manchmal auch mit all ihren Fehlern.

Ich hab aufgehört, mein Kind jeden Nachmittag zu „bespaßen“. Wenn ich merke, ich bin platt, dann gibt’s eben auch mal etwas Medienzeit, obwohl die in dem Moment nicht eingeplant war. Oder es gibt dann zum Essen auch mal nur Nudeln mit „gar nix“, schließlich haben wir auch nicht immer jeden Tag Lust auf Gemüse. Und an manchen Tagen kann die Wäsche auch einfach mal warten. Perfektion macht niemanden glücklich. Gelassenheit dagegen schon.

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5. Sei liebevoll mit dir: Du bist kein Roboter

Es gibt diesen Moment nach dem Schreien, wenn alles still ist. Dein Kind schaut dich an, du dich selbst. Es fühlt sich schrecklich an. Ich kenne das. Aber ich habe gelernt, mich zu entschuldigen. Nicht kleinlaut, sondern ehrlich: „Mama war gerade überfordert, das war nicht okay. Es tut mir leid.“

Kinder sind erstaunlich weise. Sie vergeben, wenn wir es tun. Und genau da liegt die Magie: Wenn wir uns selbst verzeihen, fängt etwas Neues an. Schreien heißt nicht, dass du versagt hast. Es heißt, dass du an deine Grenzen gekommen bist. Und wer an seine Grenzen stößt, liebt offensichtlich ziemlich stark.

Liebe ist lauter als jeder Schrei

Wir werden alle mal laut. Wir sind müde, überfordert, manchmal einsam. Aber das heißt nicht, dass wir schlechte Eltern sind. Es heißt nur, dass wir Menschen sind. Mit Herz, mit Temperament und mit echten Gefühlen.

Also bitte: Sei nicht so streng mit dir. Mach dir einen Tee, leg dein Handy weg und atme tief durch. Morgen ist ein neuer Tag und vielleicht schaffst du es beim nächsten Wutanfall oder störrischem Verhalten ruhig zu bleiben und nicht zu schreien. Und wenn doch? Dann weißt du wenigstens, dass du nicht alleine bist.

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