Also wenn ich eines in meinen 15 Jahren als Mutter gelernt habe, dann, dass ich Meisterin darin bin, mich selber auszutricksen. Denn manchmal rede ich mir sehr nachdrücklich und überzeugend ein, dass ich dieses und jenes für meine Kinder kaufe (oder tue), aber wenn ich wirklich ehrlich zu mir bin, beruhige ich damit eigentlich mein schlechtes Gewissen oder meine Nerven.
Das beruhigende ist, dass ich weiß, dass ich nicht die einzige bin, die das macht (Bin ich doch nicht, oder?). Und ich bin bestimmt auch nicht die einzige, die bei diesen Käufen so tut, als mache sie das jetzt aus pädagogisch wertvollen Gründen (Bin ich doch nicht, oder?).
Lasst es uns also gemeinsam sagen: Manchmal kaufen wir Eltern unseren Kindern Dinge, um uns besser zu fühlen. So, jetzt ist es raus. Und welche Dinge das genau sind, das will ich euch auch sagen (vermutlich wisst ihr’s aber auch schon).
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1. Die „Ich war heute null present“ Mitbringsel
Nach einem langen Tag, an dem man die Kinder kaum gesehen hat, nagt das schlechte Gewissen doch sehr an einem. Um ihnen also eine kleine Freude zu machen, nimmt man hier mal ein Ü-Ei mit oder da ein Magazin, irgendetwas, dass dem Kind signalisiert, „Wir haben uns heute kaum gesehen und kaum miteinander gesprochen, aber ich hab an dich gedacht und ich hab dich lieb.“
Und klar freuen sich die Kids über eine unverhoffte Überraschung, sei sie noch so klein. Aber wenn wir ehrlich sind, liegt die in den allermeisten Fällen spätestens am nächsten Tag unbeachtet irgendwo rum.
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2. Technik-Updates für unser Nervenkostüm
Eine neue App, neue Kopfhörer oder doch das Tablet, damit das Kind besser und selbstständiger lernen kann? Das reden wir uns gern beim Kauf all dieser Dinge ein. Was wir uns aber damit wirklich in den Warenkorb legen, ist Zeit für uns. Denn wenn das Kind am Display klemmt oder gebannt dem Hörbuch lauscht, diskutiert es nicht mit uns.
3. Kreativ-Sets für unsere Ideale
Ach ja, wie oft hat man diese wunderschön gestalteten Bastelboxen, Origami-Sets, Perlenwerkstätte und Näh- und Stricksets ab 4 Jahren gekauft. Weil man die Vorstellung hatte, gemeinsam mit dem Kind am Tisch zu sitzen und diese Dinge harmonisch bastelnd und ganz mühelos herzustellen, während entspannte Musik leise im Hintergrund läuft.
Und dann schlug die Realität zu, die Werkstätten und Sets wurden nie geöffnet und landeten schließlich beim nächsten Flohmarkt zu Ramschpreisen im Einkaufskorb der nächsten Eltern. Die hatten beim Kauf bestimmt dieselben Vorstellungen. Naja, immerhin konnten sie eine ganze Menge Geld sparen.
4. Fördermaterial, damit „wir“ mehr tun
Schreibschrift-Lernhefte, Mathe-Übungsblöcke oder Englischmaterial für Grundschüler – wenn es um die Bildung unserer Kinder geht, also, da sind wir nun wirklich nicht knausrig. Als könne man die Zukunft seines Kindes damit retten, landet all das in unseren Einkaufskörben.
Und die Kinder? Die fragen sich, warum sie auch nach der Schule noch was für die Schule machen sollen? Und obwohl wir wissen, dass sie die Hefte, Blöcke und Materialien direkt in der Schublade verschwinden lassen werden, kaufen wir sie immer wieder.
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5. Süßigkeiten gegen miese Tage
Auf dem Heimweg nach einem langen Tag, wenn die Kinder müde sind, man selbst auf dem Zahnfleisch geht und alle latent gereizt sind, biegt man vor dem Zuhause noch mal ab und gönnt sich ein leckeres Teilchen beim Bäcker.
Nicht aus Hunger, sondern aus purer emotionaler Erschöpfung. Und weil wir ein schlechtes Gewissen haben, die Kinder eben angeschnauzt zu haben. So ein Berliner schmeckt um 17.30 Uhr aber auch immer besser.
6. Ersatzspielzeug
Wenn das liebste Spielzeug kaputtgegangen ist, weil das Kind nicht drauf aufgepasst hat oder draufgetreten ist oder es fallen gelassen hat, will man es nicht ersetzen. Denn der Nachwuchs soll schließlich lernen, Verantwortung für seine Sachen zu übernehmen.
Aber wenn es dann ganz traurig ist und das über Tage hinweg, dann können wir oft nicht anders und kaufen es doch nach. Weil es ihm doch so viel Freude macht und weil wir die Traurigkeit nicht aushalten.
7. Dinge gegen Traurigkeit
Apropos Traurigkeit. Manchmal kaufen wir Eltern auch Dinge, weil wir fürchten, dass unsere Kinder sonst enttäuscht sind, z.b. weil sie es sich gaaaaaaanz doll zu Weihnachten oder dem Geburtstag wünschen. Und obwohl wir wissen, dass das Geschenk vermutlich bald schon bei den anderen liegt, kaufen wir noch ein Kuscheltier, das größere Lego-Set oder die 4. Packung Glitzerstifte.
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Warum die Gewissenskäufe trotzdem okay sind
Manchmal kaufen wir Eltern unseren Kindern etwas, weil unser Gewissen sich meldet, oder weil wir müde sind oder gestresst. Aber all das ist menschlich und kein Zeichen dafür, dass wir schlechte Eltern sind. Wir wollen es doch einfach nur gut machen, die Sache mit dem Elternsein und manchmal macht man es eben zu gut.
Vielleicht können wir uns also in der einen oder anderen Situation davon abhalten. Denn was Kinder wirklich immer brauchen, ist Zeit, Aufmerksamkeit und Geduld. Und jemanden, der sagt: „Hey, das war heute echt anstrengend. Lass uns morgen von vorne anfangen.“
Und kein Geschenk der Welt kann das ersetzen.
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