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Fußball-WM in Katar: Lesben- und Schwulenverband fordert Boykott

Homophobe Äußerungen: WM-Botschafter Salman in der Kritik
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Fußball-WM in Katar: Lesben- und Schwulenverband fordert Boykott

Nach den schockierenden Äußerungen des WM-Botschafters Salman gegenüber Schwulen und Lesben fordert der Lesben- und Schwulenverband nun einen Boykott.

Am 20. November beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer im Wüstenstaat Katar. Je näher der Start der WM rückt, desto lauter wird die Kritik an dem bevorstehenden Mega-Event. Neben den schlechten Arbeitsbedingungen für Gastarbeiter und dem Vorwurf zahlreicher Menschenrechtsverletzungen und Frauenrechtsverletzungen sorgte nun der WM-Botschafter Salman mit homophoben Äußerungen für Entsetzen.

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Der ehemalige katarische Fußball-Nationalspieler Khalid Salman bezeichnete Schwulsein herablassend als Sünde. „Es ist ein geistiger Schaden“, sagte Salman zudem im Rahmen der ZDF-Dokumentation „Geheimsache Katar“. Das Interview wurde nach den Aussagen abgebrochen.

Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) fordert Reisewarnung für Katar

Der Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) forderte nun eine Reisewarnung für queere Menschen. „Wenn das Organisationskomitee der FIFA-Fußballweltmeisterschaft queere Fans scheinbar willkommen heißen möchte und dann ein WM-Botschafter solch verstörende Bemerkung macht, beweist es die Bedrohung des Regimes gegenüber queeren Menschen“, so LSVD-Vorstandsmitglied Alfonso Pantisano gegenüber tagesschau.de.

Die Reisewarnung soll „für alle Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans*, intergeschlechtliche und queere Menschen (LSBTIQ*)“ gelten.

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Homophobe Äußerungen: WM-Botschafter Salman in der Kritik

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Auch wenn Katar öffentlich ein anderes Bild vermitteln will und auch queere Fans willkommen heißt, sieht die Realität anders auf. Denn Homosexualität ist in Katar strafbar.

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Kritik an WM in Katar sorgt für Unverständnis in Doha

In Doha ist man erzürnt über die Kritik an der WM in Katar. Nachdem Bundesinnenministerin Nancy Faeser bei ihrem Besuch im Wüstenstaat Sicherheitsvorkehrungen für Fans der LSBTIQ-Community gefordert hatte, bezeichnete Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani die Kritik aus Europa als „sehr arrogant und sehr rassistisch“, wie die „Frankfurter Allgemeine“ berichtete. Der deutschen Bundesregierung warf er eine „Doppelmoral“ vor.

Die Forderungen der Bundesinnenministerin empfand er als überflüssig: „Bei allem Respekt, diese waren überhaupt nicht notwendig“, so Al-Thani. „Wir haben immer wieder von höchster Stelle wiederholt, dass jeder willkommen ist und niemand diskriminiert wird.“

Der LSVD forderte derweil nicht nur eine Reisewarnung für Fans der LSBTIQ-Community, sondern auch einen Boykott der WM.

Die FIFA will, dass der Sport wieder in den Fokus rückt

Der Fußball-Weltverband FIFA hingegen will, dass der Fokus wieder mehr auf den Sport gelenkt wird. „Wir wissen, dass Fußball nicht in einem Vakuum lebt, und wir sind uns ebenso bewusst, dass es überall auf der Welt viele Herausforderungen und Schwierigkeiten politischer Art gibt. Aber lassen Sie bitte nicht zu, dass der Fußball in jeden ideologischen oder politischen Kampf hineingezogen wird, den es gibt“, heißt es in einem Brief von FIFA-Präsident Gianni Infantino an alle 32 Teilnehmer der Weltmeisterschaft, wie der britische Sender Sky News zunächst berichtet hatte.