Nicht nur Hautsache: Warum die Psyche bei Neurodermitis gestärkt werden muss

Frau sitzt mit einer Tasse Tee vor einem Fenster und schaut hinaus
Neurodermitis: Die chronisch-entzündliche Hauterkrankung betrifft nicht nur das äußere Erscheinungsbild. Credit: Getty Images

Neurodermitis betrifft mehr als die Haut. Die chronisch-entzündliche Erkrankung kann auch die Psyche belasten und die Lebensqualität stark einschränken. Erfahre hier, warum Haut und Seele untrennbar zusammengehören und welche Wege dir helfen können, beides zu stärken – wie offene Gespräche, positive Strategien und die passende Therapie.

Neurodermitis: Nicht nur eine Hautsache

Die chronisch-entzündliche Hauterkrankung betrifft nicht nur das äußere Erscheinungsbild: Viele der über 3,8 Millionen Menschen in Deutschland, die von Neurodermitis betroffen sind, erleben zusätzlich eine starke seelische Belastung.¹ Von Schamgefühlen bis hin zu Depressionen oder Angststörungen – das Risiko für psychische Begleiterkrankungen ist bei Neurodermitis-Betroffenen erhöht.

Neurodermitis im Fokus: Ursachen, Verlauf, Symptome

Neurodermitis (auch atopische Dermatitis genannt) entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren:

· Gestörte Hautbarriere: Bei Neurodermitis ist die natürliche Schutzfunktion der Haut beeinträchtigt. Ihr fehlen Bestandteile wie bestimmte Fette und Eiweiße, die normalerweise Feuchtigkeit binden und vor Reizstoffen schützen.

· Immunologische Veränderungen: Das Immunsystem reagiert übermäßig stark auf eigentlich harmlose Reize. Dies führt zu einer dauerhaften Entzündungsbereitschaft.

· Genetische Faktoren: Kinder von Eltern mit Neurodermitis haben ein deutlich erhöhtes Risiko, auch selbst zu erkranken.²

· Umweltfaktoren: Kälte, trockene Heizungsluft, Allergene, Stress oder bestimmte Nahrungsmittel können Schübe begünstigen.²

Verlauf

Die Erkrankung beginnt meist in der frühen Kindheit, kann sich jedoch auch erst im Jugend- oder Erwachsenenalter entwickeln.

Typisch ist ein schubweiser Verlauf: Phasen mit akuten Entzündungen wechseln sich mit Zeiten relativer Beschwerdefreiheit ab. Auch in diesen symptomarmen Intervallen bleibt die Entzündungsbereitschaft „unter der Haut“ bestehen.

Symptome

Die Beschwerden variieren je nach Alter und Schweregrad, sind aber charakteristisch:

· Intensiver, langanhaltender Juckreiz

· Hauttrockenheit, Risse, Rötungen, Krusten

· Schlafstörungen durch Juckreiz

· Schamgefühle und Unwohlsein

Bei Kindern treten die Ekzeme häufig an Wangen, Armen und Beinen auf, während sie bei Erwachsenen eher an Händen, Füßen, Hals, Ellenbeugen und Kniekehlen vorkommen.

Wie Neurodermitis die Psyche belasten kann

Neurodermitis betrifft nicht nur die Haut, sondern mitunter auch die seelische Gesundheit. Viele Betroffene leiden unter Schamgefühlen, weil die entzündeten Stellen häufig für andere sichtbar sind. Die möglichen Folgen sind sozialer Rückzug, Unsicherheit und ein geschwächtes Selbstbewusstsein.

Studien zeigen, dass Menschen mit Neurodermitis ein deutlich erhöhtes Risiko haben, psychisch zu erkranken. Laut einer Umfrage berichten bis zu drei von vier Betroffenen über depressive Symptome oder sogar Depressionen.³ Je schwerer Neurodermitis ausgeprägt ist, desto höher ist das Risiko für psychische Erkrankungen.⁴

Medine
Credit: Sanofi

Die Bloggerin Medine, die seit ihrer Kindheit mit Neurodermitis lebt, erinnert sich:

„Ich wollte nicht, dass andere meine Neurodermitis sehen, weil ich mich für meine Haut geschämt habe.“

Bloggerin Medine
Anja Marchhart
Credit: Anja Marchhart

Auch Anja, die seit ihrer Geburt mit Neurodermitis lebt, schildert die innere Belastung:

„Ich fragte mich ständig, warum gerade ich diejenige war, die dieses Päckchen zu tragen hatte. Warum konnten alle glücklich und unbeschwert ihr Leben genießen, während ich nächtelang überlegte, ob ich mit meiner schrecklichen Haut und meiner negativen Art überhaupt gut genug für mein eigenes Leben bin.“

Anja

Weitere Erfahrungsberichte von Betroffenen und Informationen rund um Neurodermitis gibt es auf der Website www.leben-mit-neurodermitis.info. Auf dem Instagram-Kanal @leben_mit_neurodermitis.info besteht außerdem die Möglichkeit zum Austausch mit der Community.

Neurodermitis ganzheitlich behandeln: Haut und Psyche gehören zusammen

Die Verbindung zwischen Haut und Psyche ist wissenschaftlich gut belegt.⁴,⁵,⁶ Stress oder seelische Belastungen können Schübe verstärken – und umgekehrt können Hautsymptome die psychische Situation verschlimmern. Es entsteht ein Teufelskreis.

Dr. Max Tischler
Credit: Dr. Max Tischler

Der Dermatologe Dr. Max Tischler bringt es auf den Punkt:

„Wir sprechen oft nur von den sichtbaren Begleiterkrankungen wie Allergien oder Asthma – doch die Neurodermitis geht auch mit einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen einher, auch das ist ein relevantes Thema.“

Dr. Max Tischler

Damit wird klar: Eine wirksame Behandlung sollte immer Haut und Psyche im Blick haben.

Was Betroffenen helfen kann

Um Neurodermitis wirksam zu behandeln, reicht es nicht aus, nur die Hautsymptome wie Juckreiz oder Entzündungen zu berücksichtigen. Auch die psychische Belastung muss beachtet werden. Denn damit sich die seelische Belastung verringert, ist auch ein stabiler Hautzustand essenziell.

Wenn es Betroffenen aufgrund der Neurodermitis auch mental nicht gut geht, sollten sie das Gespräch mit einem Dermatologen bzw. einer Dermatologin suchen und nicht nur die Haut, sondern auch die psychische Gesundheit ansprechen. So kann die Neurodermitis ganzheitlich eingeschätzt und behandelt werden. Denn mittlerweile stehen moderne Therapieoptionen zur Verfügung, die eine langfristige Krankheitskontrolle ermöglichen.

Studien zeigen, dass moderne Therapien nicht nur die Hautsymptome kontrollieren, sondern auch Anzeichen von Angststörungen und Depression von Neurodermitis-Betroffenen signifikant reduzieren können.⁷ Deshalb ist eine adäquate Behandlung entscheidend – sie kann sich positiv auf Haut und seelisches Wohlbefinden auswirken.

Zusätzliche Informationen über den Zusammenhang zwischen Hauterkrankungen und psychischer Gesundheit gibt es in der 12. Folge des „Leben mit Neurodermitis – Der Hautnah-Podcast“ auf allen gängigen Audioplattformen.

Alltag erleichtern – Strategien für mehr Lebensqualität

Zusätzlich zur ärztlichen Behandlung können Betroffene selbst einiges tun, um die Belastung zu verringern und auch das psychische Wohlbefinden zu steigern:

Stress reduzieren: Stress ist oft ein Trigger für Neurodermitis-Schübe. Selfcare und Entspannungs- oder Atemübungen können helfen, Stress zu reduzieren.

Selbstwert stärken: Sich selbst etwas Gutes zu tun und sich klar zu werden, dass die Neurodermitis nur ein Teil des Selbst ist, kann zu einem selbstbewussteren Umgang mit der Erkrankung beitragen.

Schlaf fördern: Wer gut schläft, startet erholter und energiegeladener in den Tag – eine kühle Raumtemperatur, atmungsaktive Kleidung und Entspannungsrituale können die Nachtruhe verbessern.

Austausch und Offenheit: Im persönlichen Umfeld offen über die Neurodermitis zu sprechen kann Verständnis fördern und Unterstützung erleichtern. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann ebenfalls hilfreich sein.

Unterstützung suchen: Es ist wichtig, frühzeitig die passende Therapie zu finden, denn so können die Auswirkungen auf die Lebensqualität geringgehalten werden. Neben der Behandlung durch Dermatolog*innen kann auch professionelle psychologische Unterstützung sinnvoll sein.

Diese Maßnahmen ersetzen keine ärztliche Behandlung, können aber den Alltag spürbar erleichtern.

Zusätzlich stehen hilfreiche Materialien zum Download bereit:

· Broschüre „Behandlungsmöglichkeiten bei Neurodermitis“

· Broschüre „Ratgeber für das Arztgespräch bei Neurodermitis“

Mit freundlicher Unterstützung von Sanofi und Regeneron

MAT-DE-2504156-1.0-10/2025

Quellen:

¹ Online-Informationen der Barmer: Neurodermitis-Fälle nehmen deutlich zu: https://www.barmer.de/presse/presseinformationen/pressearchiv/immer-mehr-neurodermitis-faelle-1245212 (Abruf: 09/2025)

² Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG): Atopische Dermitis: AWMF-Leitlinien-Register Nr. 013/027: https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-027l_S3_Atopische-Dermatitis-AD-Neurodermitis-atopisches-Ekzem_2023-08.pdf (Stand: 16.06.2023, Abruf: 09/2025)

³ Girolomoni G et al. Dermatol Ther (Heidelb) 2021; 11: 117–130

⁴ Yaghmaie P et al. J Allergy Clin Immunol 2013; 131: 428–433

⁵ Cao L et al. J Paediatr Child Health 2024; 60: 640-647

⁶ Long Q et al. PLoS One 2022; 17: e0263334

⁷ Blauvelt A et al. Lancet 2017; 389:2287–2303.